Wenn Hunde schreiben...

Band I der zweiteiligen Roman-Serie von Chicco Nemetz

Ich bin ein Hund, ich bin online und ich hoffe bis in die Fellspitze, dass es da draußen noch andere Hunde gibt, die online sind und die ihre Menschen so dressiert haben, dass wir uns schreiben können!

Bitte schreibt mir, wenn Ihr könnt!
Euer Chicco

ich bin so froh, endlich einen schreibenden Hund kennen zu lernen. Beinahe hätte ich die Hoffnung aufgegeben. Wie hast du Deine Menschen dazu gebracht, für Dich die Tasten zu tasten? Oder schreibst du noch mit der Pfote?

Ich komme aus Nitra in der Slowakei. Ich sage es gleich ganz offen: Ich war eine Streunerhündin. Ich komme ursprünglich also nicht "aus gutem Hause", ich habe keinen Stammbaum und keine Preise gewonnen. Der einzige Orden, den ich habe und mit Freude trage, ist meine österreichische Hundemarke.

Ich war Hundemist und halb verhungert. Sie haben mich eingefangen und in der Tötungsstation ausgeladen. Ich war schon so gut oder schlecht wie tot. Vor dem Verhungern hatte ich am meisten Angst. Aber dann hat mich ein Mensch freigekauft. Ganz plötzlich. Ein Mann aus Österreich hat mich mitgenommen.

Plötzlich war ich keine Streunerhündin mehr sondern Eurohündin. Alles war plötzlich ganz anders. Seit Oktober wohne ich in Niederösterreich und habe ein richtiges Rudel. Echtes, gutes Hundeleben. Diese Menschen sind prima, das Futter ist sehr gut, die Nachbarhunde sind auch ganz nett. Eurohündin zu werden, war am Anfang gar nicht so einfach. Ich musste erst lernen, wie sich ein "zivilisierter" Hund benimmt. Mistkübel durchsuchen, auf den Teppich pinkeln, Blumen knabbern, Heulen in der Nacht... alles, was ein ordentlicher Hund nicht macht.

Heute ist es für mich ganz einfach. Viele meiner Freunde und Leidensgenossen hatten noch nicht so viel Glück. Sie sind zwar der Tötungsstation entkommen, aber jetzt sind sie im Auffanglager und warten noch auf ihre große Chance. Im Auffanglager gibt es nette Menschen, die sich um uns Hunde kümmern, es gibt Futter, ein Dach überm Kopf und wir werden nicht mehr geschlagen und gequält. Ein richtiges Zuhause ist das natürlich nicht. Gott sei Dank gibt es Menschen, die ein Herz haben und uns Streunerhunden helfen.

Wuff, deine Nelly!